Von Annette Jensen In den vergangenen Jahren sind die Preise für landwirtschaftliche Flächen in die Höhe geschossen. In Ostdeutschland haben sie sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt oder gar verdreifacht. Ohne dass die Eigentümer irgendetwas dazu beigetragen haben, ist der Marktwert ihres Bodens gestiegen. Auf dieser Grundlage kalkulieren sie die Pachtbeträge, und so wächst ihr Reichtum ständig weiter. Irgendwann erben das alles ihre Nachkommen – und die können das Monopoly-Spiel dann fortsetzen. Immer mehr Kapital sucht Anlagemöglichkeiten. Seit dem Börsencrash 2008/2009 wollen viele ihr Geld sicher unterbringen. Anders als Finanzprodukte lässt sich Boden nicht vermehren – genau das macht ihn so beliebt als Kaufobjekt. Doch Land ist für alle Lebewesen so existenziell wie Luft und Wasser. Für Menschen ist es die Grundlage für Lebensmittel und Wohnraum. Auf beides kann niemand verzichten. Viele Bäuerinnen und Bauern müssen hierzulande auch deswegen aufgeben, weil sie keine Chance haben, mit ihrer Arbeit die notwendigen Einnahmen zu erzielen. Dagegen kalkulieren Investoren völlig anders: Sie spekulieren auf steigende Preise. Bei einem endlichen und für die Produktion notwendigen Faktor erscheint dies als sichere und zugleich lukrative Geldanlage. So erwarb eine Aldi-Erbin, die zur reichsten Familie Deutschlands gehört, große Landflächen in Ostdeutschland und erhält dafür auch noch 3,1 Millionen Euro EU-Agrarsubventionen pro Jahr. In Mecklenburg-Vorpommern sind inzwischen über 40 Prozent der Agrarbetriebe und damit ein Großteil des Bodens in der Hand von überregionalen Investoren. Landgrabbing nennt man es, wenn chinesische Geldgeber in Asien und Afrika auf Einkaufstour gehen und Kleinbäuerinnen und -bauern vertreiben. Anders sollte man es auch in Deutschland nicht bezeichnen. „Unsere Zivilisation überlebt nur, wenn wir den Boden wie ein wertvolles Erbe behandeln, nicht als Ware“, schreibt der Geowissenschaftler David R. Montgomery. Weil er begrenzt ist und für die Ernährungswende unverzichtbar, muss er sich selbst gehören. Besitzen dürfen ihn diejenigen, die darauf ackern oder wohnen – so lange sie dies tun. Wenn ihre Nachkommen das fortsetzen möchten, sollten sie das Recht dazu haben. Ansonsten sind andere dran. Auch Deutschland braucht eine Bodenreform. Annette Jensen ist freie Autorin in Berlin und schreibt seit 25 Jahren über Wirtschaft, Umwelt und Transformation. Sie ist eine der Sprecher*innen des Berliner Ernährungsrats und Autorin des Buches zur Berliner Ernährungswende „Berlin isst anders“ (kostenloser Download unter ernaehrungsrat-berlin.de). Foto: iStock.com 10 EINS2022
Patrick Monatsberger, 37 Instagram-Naturfotograf „Wege in die Natur“ W wenn ich draußen fotografiere, fühle ich mich mit der Natur verbunden. Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Deshalb gehe ich los, wenn eine ganz besondere Magie in der Luft liegt. Das kann sehr früh am Morgen weit vor Sonnenaufgang sein, also zu Zeiten, zu denen sonst keine anderen Leute unterwegs sind. Wenn ganz bestimmte Bedingungen herrschen, kann auch ein besonderes Foto entstehen. Das kann Nebel, ein toller Sonnenaufgang, Raureif an Bäumen sein. Viele Momente sind einzigartig. Die besonderen Stimmungen, hinter denen ich herjage, faszinieren mich und ich denke, genauso viele andere Menschen. Heutzutage spielt sich sicherlich ein sehr großer Teil in der digitalen Welt ab. Dennoch lechzen viele Menschen nach einem richtigen Abenteuer. Nichts geht darüber, faszinierende Orte mit eigenen Augen zu sehen und zu erkunden.“ Protokoll: Lena Monshausen „Ich finde es faszinierend, einzigartige Momente in der Natur mit meiner Kamera festzuhalten und diese zu teilen.“ Foto: Patrick Monatsberger EINS2022 11
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