Mit „True Tales Africa“ gibt der in Berlin lebende Fotograf Klaus Mellenthin einen Einblick in sein dokumentarisches Schaffen, für das er über zwei Jahrzehnte hinweg vielfach den afrikanischen Kontinent bereiste. Jörg Steck hat sich mit seiner Arbeit auseinandergesetzt. Wenn ich an meinen Freund und Fotografen-Kollegen Klaus Mellenthin denke und was ihn und seine Arbeit in seiner Monografie über Afrika und darüber hinaus einzigartig macht, dann würde ich behaupten, er kennt eine Antwort auf zwei wesentliche Fragen: Wie begegne ich Menschen und was kann ich über andere Menschen aussagen? In seinen Bildern schafft er Begegnung statt Abgrenzung: erst mal Entdecken, Zuhören und Staunen statt vorschnellem Beurteilen oder Besserwissen. Das funktioniert nicht als Methode, sondern nur als Haltung. Ihm gelingt es noch vor aller Beschreibung, die Intensität einer Begegnung selber in seinen Bildern zu transportieren. Er gibt nicht Antwort auf jede Frage, sondern schafft Neugierde und Interesse am Gegenüber. Geschichte ist ein entscheidender Schlüssel zum Verständnis einer Kultur. Geschichten erzählen hingegen bietet Zugang zum Gegenüber. Sie beschreiben treffsicher ohne genau und umfassend zu sein. Ihre Wahrheit liegt in erster Linie im Empfinden des Erzählers. Daher empfinde ich den Titel des Buches bereits als exzellent gewählt für eine Auseinandersetzung eines Nordeuropäers mit Afrika. Wer jetzt ein Lesebuch erwartet, wird umdenken müssen, aber nicht enttäuscht sein: Text und Bild 42 EINS2022 können durchaus jeweils eigenständig sein und das eine nicht bloß zweckdienlich das andere illustrieren. Er übersetzt und transformiert seine Begegnungen in visuelle Geschichten. Ähnlich wie persönliche Erinnerungen sind diese bei ihm vor allem an Emotionen geknüpft und nicht beispielsweise an die Chronologie oder Vollständigkeit ihrer Erzählung. Daher ist es auch naheliegend, dass er mittels aufeinander Bezug nehmenden Einzelbildern erzählt. Wie in jeder gelungenen Auseinandersetzung werfen die Bilder von Klaus Mellenthin mehr Fragen auf als sie beantworten und das, obwohl sie sehr präzise beschreibend angelegt sind. Basierend auf einer Grundhaltung von Respekt, Neugierde und Wertschätzung verdichtet er bildnerisch drei Komponenten: seine eigene Wahrnehmung, die vorgefundenen Zusammenhänge und die Gedanken- und Gefühlswelten der Personen, die er voller Empathie erkundet. In Klaus Mellenthins fotografischer Arbeit entdecke ich einen Schlüssel für Begegnung auch jenseits von Afrika: Ein liebevolles, wertschätzendes Interesse; ein genaues vorbehaltloses Beobachten; ein Hören, Sehen und Schmecken, durch die Brille der Emotionen des Gegenübers. Daher ist die eigene Haltung das wichtigste, was wir als Gastgeschenk dem Fremden geben können. TRUE TALES AFRICA Von Klaus Mellenthin. Mit Gastbeiträgen von Susanne Kaiser, Christoph Peters und Pirmin Spiegel. Bezug: www.truetales.shop 280 Seiten, 69,00 Euro
Fotos aus dem bespochenen Bildband, © Klaus Mellenthin EINS2022 43
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