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frings. Das Misereor-Magazin 1/2023: Wofür es sich zu kämpfen lohnt.

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Wofür es sich zu kämpfen lohnt: Ein Heft über Demokratie und Menschenrechte. www.misereor.de/magazin

ECAM – der Stolz

ECAM – der Stolz bolivianischer Frauen Die Misereor-Partnerorganisation ECAM (Equipo de Comunicacíon Alternativa con Mujeres – Team für alternative Kommunikation mit Frauen) ist seit 1993 aktiv für Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit. Die Misereor-Partnerorganisation engagiert sich für die politische Teilhabe und Selbstwirksamkeit von Frauen sowie die Beseitigung sexualisierter Gewalt. Mehr Informationen und Spendenmöglichkeit unter misereor.de/bolivien-kolumbien-frauenrechte Die Direktorin von ECAM, Peky Rubín de Celis, plant im Team die nächsten Projekte holiker. Und wenn er trank, schlug er zu. „Als Frau bist du hier nichts wert“, sagt Doña Inés. Bolivien ist ein Land des Machismo. Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigungen in der Ehe oder wirtschaftliche Unterdrückung gelten gemeinhin als Kavaliersdelikte. Die hübsche Kolonialstadt Tarija im Süden Boliviens hat landesweit die höchste Rate an Gewalt gegen Frauen. Jeden Tag melden zehn Frauen und Mädchen einen Übergriff an die zuständigen Behörden. Die meisten Straftaten bleiben jedoch ungeahndet, die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Meist kennen die Opfer ihre Täter, oft sind es ihre Lehrer, Onkel, Nachbarn, Väter oder Ehemänner. Gerade in den ärmeren Vierteln wie Barrio 12 de Abril leiden viele Frauen und Kinder unter häuslicher Gewalt. Deshalb setzt sich ECAM seit 1993 für die Rechte der Frauen in Tarija und ganz Bolivien ein, für ihre gesellschaftliche Teilhabe und für Geschlechtergerechtigkeit. Jeden Tag melden zehn Frauen und Mädchen einen Übergriff an die Behörden „ECAM war für mich wie eine Offenbarung“, sagt Inés Rodríguez unter dem Wellblechdach ihrer Veranda. Nach Jahren der Gewalt und Demütigung beschloss sie im Alter von 35 Jahren, sich scheiden zu lassen. „Ich hielt die Brutalität meines Mannes nicht mehr aus.“ ECAM war in der Nachbarschaft bekannt und so traute sich die verschüchterte Inés Rodríguez, die kostenfreie Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen. „Bei ECAM erfuhr ich zum ersten Mal in meinem Leben: Ich darf mich wehren!“ Inés Rodríguez traf Frauen mit ähnlichen Schicksalen, Frauen, die über ihre Traumata sprechen wollten, die sich wehren und für ihre Gleichberechtigung kämpfen wollten. Sie besuchte Workshops, lernte ihre Rechte kennen, entwickelte Selbstbewusstsein und Lebensfreude. Die Scheidung reichte sie zunächst nicht ein, aber sie wies ihren Ehemann in die Schranken und erzog ihre Söhne zu respektvollen jungen Männern. Bei ECAM lernte sie auch, Radiobeiträge für „Mi Barrio Observa“ zu produzieren. Themen gibt es reichlich: Wenn sie in ihrem Stadtviertel unterwegs ist, bietet das, was sie hört und sieht, viel Stoff für journalistische Recherchen. Durch ECAM führt Inés Rodríguez heute ein selbstbestimmtes Leben. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Reinigungskraft. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei „Mi Barrio Observa“. Ihr Mann lebt noch im gemeinsamen Haus, hat hier ein Zimmer und seine Werkstatt, aber nichts mehr zu sagen. „Unsere Männer müssen sich verändern“, sagt Doña Inés mit Nachdruck. Auf ihrem dunklen T-Shirt von ECAM prangen klare Forderungen in Weiß auf Schwarz: „Sexuelle Gewalt ist ein Verbrechen“ und „Schluss mit der Straffreiheit“. Bis diese Ziele erreicht sein werden, kämpft Inés Rodríguez weiter mit Zivilcourage, Aufnahmegerät und am liebsten auch mit Block und Stift. „Ich bin Journalistin“, sagt sie mit aufrechter Haltung. „Ich will schreiben können.“ Ihre Chancen stehen nicht schlecht. ECAM ist in der Stadt gut vernetzt und kann ihr den Zugang zu kostenfreien Alphabetisierungskursen verschaffen. Florian Kopp: siehe Seite 3 Constanze Bandowski hätte Doña Inés und ihre kämpferischen Mitstreiterinnen gerne selbst kennengelernt. Auf ihren Recherchereisen hat sie schon viele Frauenrechtlerinnen begleitet. Für dieses Porträt mussten jedoch Gespräche, Fotos und Videos reichen. Diese waren aber so lebendig, dass sich die Autorin fast fühlte, als sei sie selbst vor Ort gewesen. 24 EINS2023

PHILIPPINEN Die philippinische Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa verteidigt die Demokratie im Internet und streitet für Plattformen, die nicht spalten, sondern verbinden. Dafür drohen ihr 100 Jahre Haft. Text von Elisa Rheinheimer Foto: dpa picture-alliance EINS2023 25

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