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frings. Das Misereor-Magazin 1/2023: Wofür es sich zu kämpfen lohnt.

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Wofür es sich zu kämpfen lohnt: Ein Heft über Demokratie und Menschenrechte. www.misereor.de/magazin

PHILIPPINEN Foto: Raffy

PHILIPPINEN Foto: Raffy Lerma Der bis zu hundert Jahre alt werdende Mangobaum steht für Kraft und Stärke. Mit seiner Hilfe verteidigen Fair-Trade-Bauern auf den Philippinen ihr Land. Deshalb brauchen sie mehr davon. Text von Emmalyn Liwag Kotte Foto: Nana Buxani Die typische Behausung der Aetas im Dorf Aglao in der Provinz Zambales auf den Philippinen besteht aus Bambus und Palmenblättern. Das Haus von Robert de la Cruz ist aus Zement und Hohlblocksteinen gebaut und hat ein Eisendach. Es ist noch nicht vollständig fertig, aber Elektro- und Wasserinstallationen sind schon vorhanden. De la Cruz‘ Familie geht es gut, drei seiner vier Kinder gehen zur Schule an der San Marcelino National High- School. Seit sechs Jahren ist de la Cruz Mitglied der lokalen Vereinigung indigener Mangobauern. „Der Mangoanbau hat uns ermöglicht, der Armut zu entkommen. Auch wenn wir nur einmal im Jahr ernten können“, sagt de la Cruz. Das Geheimnis hinter den besseren Zukunftsperspektiven der Aetas, die zu den indigenen Völkern auf der Hauptinsel Luzon gehören, ist der Faire Handel und die langjährige Zusammenarbeit mit PREDA-Fairtrade. Die Handelsorganisation wurde von dem irischen Pater Shay Cullen gegründet und stützt sich auf ethische Regeln des Fairen Handels. Zu einem existenzsichernden Preis kauft sie den Kleinbäuerinnen und -bauern ihre Mangofrüchte ab, lässt sie zu Bio-Mango-Püree und getrockneten Mangos verarbeiten und verkauft sie an Weltläden in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Das Projekt hilft, das Einkommen der Kleinbauern zu erhöhen und die Lebenssituation der Aeta- Gemeinschaften in den Bergdörfern Aglao und Buhawen zu verbessern. Die Zusammenarbeit von PRE- DA mit indigenen Völkern in Zambales trägt aber noch mehr Früchte: Sie stärkt das Wissen um den Anspruch der Aeta-Gemeinschaft auf ihr angestammtes Land, Robert de la Cruz pflanzt Mangobäume, damit kein Konzern das Land der Aetas rauben kann 38 EINS2023

„Es gibt nur eine Welt. Die Verantwortung endet nicht vor der eigenen Haustür. Das fängt im Kleinen bei mir selbst an: dem eigenen bewussten Einkauf. Machen wir Ernst mit der Idee der fairen Weltgemeinschaft. Ich bin auf jeden Fall dabei.“ Dietmar Bär PREDA-Gründer Pater Shay Cullen und Tatort- Schauspieler Dietmar Bär besuchen Mangobäuerinnen Fotos Mangos: iStock.com 10.000 Mangobäume in einem Jahr Als langjährige Partner von PREDA in Deutschland haben der Kölner Verein Tatort – Straßen der Welt und Misereor eine Aktion gestartet, um 10.000 Mangobaum-Setzlinge innerhalb eines Jahres zu finanzieren. Für eine Spende in Höhe von zehn Euro beschafft PREDA einen Setzling und lässt ihn in der Region der Aetas in Zambales pflanzen. Mehr zu der Mangobaum-Aktion unter: www.misereor.de/mangotango die Grundstücke, die sie von ihren Vorfahren geerbt haben. Die Setzlinge werden bei einer gemeinsamen Pflanzaktion auf diesem Land verteilt, zusätzlich können die Aetas an Seminaren über Themen wie Kinderrechte, Gewalt gegen Frauen und das Gesetz Indigenous Peoples Rights Act (IPRA) teilnehmen. Dieses Gesetz enthält wichtige Bestimmungen über die Rechte indigener Völker auf ihr angestammtes Gebiet, ihr Recht auf Selbstverwaltung und Selbstbestimmung. Denn viele angestammte Gebiete, in denen die Aetas leben, sind reich an Bodenschätzen wie Kupfer, Silber und Gold. Nach philippinischem Recht dürfen diese Gebiete ausschließlich von den indigenen Gemeinschaften genutzt und bewohnt werden. Mächtige Wirtschaftskonzerne sind jedoch in der Lage, das Gesetz zu umgehen und sich Zugang zu diesen Gebieten zu verschaffen. Um einen starken Anspruch auf das Land zu erheben, ist es wichtig, dass die Aetas es bewirtschaften und Bäume pflanzen. Auch Robert de la Cruz nimmt an den Baumpflanzaktionen von PREDA in seinem Dorf Aglao teil. De la Cruz ist hier der offizielle Vertreter seiner indigenen Aeta-Gemeinschaft im Gemeinderat. „Das angestammte Gebiet unserer Gemeinschaft kann gestohlen werden, wenn die jungen Leute nicht gebildet sind und lernen, sich gegen eindringende Konzerne zu wehren“, sagt de la Cruz. Das Mangobaum-Projekt erweist sich als wirksames Mittel zur Wiederaufforstung von Flächen, die zuvor von großen Bergbauunternehmen und Holzfällern verwüstet wurden. Auch im Umgang mit dem Klimawandel bietet es große Chancen. Unwetter, die jetzt auch außerhalb der Regenzeit kommen, zerstören die Mangoblüte. In manchen Jahren ist es zu heiß und die Bäume tragen nur wenige Früchte. Die Wiederaufforstung in den Bergen trägt auch zur Bekämpfung dieser Probleme bei. Die Berge werden grüner, und das ist gut für alle. Emmalyn Liwag Kotte ist Journalistin und arbeitet als Bildungsreferentin beim Kölner Verein Tatort – Straßen der Welt. Sie lebt in Bochum und beschäftigt sich mit entwicklungspolitischen Fragen, die ihr Herkunftsland Philippinen und Deutschland betreffen. Die Aeta-Gemeinschaft in Zambales hat sie bereits mehrfach besucht und die Veränderungen dokumentiert. EINS2023 39

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