8 EINS2024
PORTRÄT Das Paradies liegt in Brandenburg. Zwischen schnurgeraden Alleen, ausgedehnten Windparks, tristen Dörfern und endlosen Feldern befindet es sich gleich hinter einem Feldsteinhaus aus dem vorletzten Jahrhundert. Text von Michael Mondry Fotos von Klaus Mellenthin Hinterm Haus kniet Kat Menschik als leuchtender Farbfleck mit rosa Latzhose und gelbem T-Shirt in einem ihrer Tomatenbeete und bindet die schweren, violett-farbigen Früchte hoch. Die Tomate nimmt unbestritten eine Sonderrolle im Leben der Berliner Illustratorin und Künstlerin ein, ebenso wie ihr 4.000 Quadratmeter großer Garten, der tägliche Arbeitsstelle, geteilter Lebensraum, regenerierender Rückzugsort, aber auch andauernde Quelle der Freude und Inspiration ist. „Für mich und meinen Mann ist unser Garten so eine Art Lebensaufgabe geworden. Wir wollen der Natur mit dem Land, was wir haben, etwas zurückgeben. Deshalb nennen wir unseren Garten immer die Bio-Insel „Vielleicht ist und versuchen, wirklich alles im Sinne der Natur für ja der Sinn des die Tiere, für die Biodiversität zu gestalten.“ Ganzen, dass ein In der chaotisch-überbordenden Vielfalt der Blumen- Garten einfach beete nach dem heimlichen glücklich macht.“ Motto „Mehr ist mehr“ spiegelt sich das in allen Ecken wider. Erkennbar ist aber auch die Liebe zu Sichtachsen und einer Garten-Ästhetik, die das Zufällige beherrschbar macht. In den letzten 20 Jahren ist so mit Hilfe von „Learning by Doing“ und zahlreichen Internet-Tutorials ein Permakultur-Garten entstanden, der ohne Umgraben, ohne Düngung, nur mit Mulchen auskommt. Für Kat Menschik, die sich selber als echtes Stadtkind bezeichnet und mitten in Prenzlauer Berg aufgewachsen ist, war es immer ein Traum, ein altes Bauernhaus zu kaufen, um es sanieren zu können. Dass um das Haus auch Viele Produkte aus der Natur sind Quelle der Inspiration: Zahlreiche Details aus dem Garten tauchen in den Illustrationen wieder auf Der Frühsommer, wenn die Tulpen und der Flieder blühen, ist die Lieblingsjahreszeit von Kat Menschik ein Garten lag, „wurde mir erst schmerzhaft bewusst, als ich vor der Aufgabe stand, 4.000 Quadratmeter Wiese runtersensen zu müssen“, erinnert sie sich. „Schon während der Umbauarbeiten am Haus habe ich so ein kleines Gewürz-, Kräuter- und Blumenbeet angelegt und wurde immer dafür ausgelacht, wie man auf einer riesigen Baustelle ein Blumenbeet anlegen kann.“ Eine kleine Ecke zu haben, um einfach einen Kaffee zu trinken, hat sie aber schon damals genossen. „Und das ist ja vielleicht der Sinn des Ganzen, dass ein Garten einfach glücklich macht.“ Der Zopf aus Knoblauchknollen, die blaue, verwitterte Bank mit der Aufschrift „Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten“, der Dachbalken mit alten Hirschgeweihen und Probedrucken in der Keramik-Werkstatt: Alles wird weiterverwendet, kreativ umgestaltet und bekommt seine eigene Aufwertung. Dabei behält die Natur viel Raum, es herrscht eine zwanglose Ästhetik, die den EINS2024 9
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