Wir bauen nur an, was zu Jahreszeit und Klima passt In einem zertifizierten Unternehmen werden Fairtrade-Rosen für den Versand nach Europa vorbereitet zu zweit und auf weit unter einem Hektar Land. Ihnen hilft, dass sie die Blumen im eigenen Laden oder über Selbstpflückmodelle verkaufen. Damit bleibt mehr vom Verkaufspreis bei ihnen. Auch Fairtrade International (FI) hat die Menschen im Blick, die Pflanzen pflegen und ernten. Seit 2002 zertifiziert die Dachorganisation im Globalen Süden Farmunternehmen, die Rosen züchten. Nach den FI-Richtlinien arbeiten weltweit 73 Blumen-Zu- Auf der Fiduga- Blumenfarm in Uganda werden Setzlinge für lieferer mit 71.000 Arbeiter*innen. die Niederlande produziert. Umliegende Das bedeutet: Die Farm darf keine Kinder beschäftigen. Sie muss feste Farmer beklagen den hohen Pestizidausstoß und Wasserschaften zulassen und Frauen för- Arbeitsverträge ausstellen, Gewerkknappheitdern. Eine Fairtrade-Farm muss das Regenwasser auffangen, Brauchwasser filtern, die Rosen per Tröpfchen bewässern, Abfälle kompostieren und den Einsatz von Pestiziden reduzieren. Dafür darf die Karen-Roses-Farm an jeden Stängel das blau-grüne Siegel anbringen. Für die Arbeiterinnen wie Agnes Chebii bedeutet das Siegel auf den Rosen zudem, dass sie in Kenia aufgrund des von Fairtrade auf Blumenfarmen eingeführten Basis-Lohns mehr Geld bekommen als jene, die in Kenia auf einer nicht zertifizierten Farm arbeiten. Doch trotz besserer Bedingungen liegt auch Chebiis Monatslohn nur 35 Prozent über der Armutsgrenze, ein existenzsichernder Lohn läge dreimal so hoch. „Wir wissen, dass die Blumenarbeiterinnen mehr verdienen müssten“, räumt Claudia Brück ein, sie sitzt im Vorstand von Fairtrade Deutschland. „Deswegen müssen die Blumen bei uns teurer werden.“ Sind angesichts dieser globalen Lieferketten nur regional produzierte Blumen oder andernfalls der Verzicht auf gekaufte Blumen wirklich nachhaltig? Nein, sagt Klaus Piepel, bis 2020 Afrikareferent von Misereor und heute Aufsichtsrat von Fairtrade Deutschland. „Wer nur konsumiert, was die Natur in der eigenen Region zur Verfügung stellt, nimmt hin, dass Leute im Globalen Süden kein Einkommen durch bestimmte Produkte haben oder dieses Einkommen verlieren.“ Deutschland exportiere Agrarprodukte und Fleisch in alle Welt. „Den Ländern im Globalen Süden jetzt vorzuschreiben, dasselbe bitteschön sein zu lassen, weil es dem Klima schade oder Blumen reiner Luxus seien, ist scheinheilig.“ Fair erzeugte Blumen und Topfpflanzen aus Übersee erkennen Sie am Fairtrade-Siegel, dessen Entwicklung von Misereor mit unterstützt wurde: www.fairtrade-deutschland.de Anbieter für nachhaltige Schnittblumen aus hiesigem Anbau finden sich unter: www.slowflower-bewegung.de Martina Hahn ist freie Journalistin aus Berlin. Seit 20 Jahren recherchiert sie weltweit zu den Themen Fairer Handel und nachhaltiger Konsum. Fotos: Hartmut Fiebig (o.), Hartmut Schwarzbach (u.) 30 EINS2024
DEUTSCHLAND Das Ökodorf Sieben Linden produziert einen Großteil seiner Lebensmittel selbst Text von Annette Jensen Fotos von Kathrin Harms EINS2024 31
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