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frings. Das Misereor-Magazin 1/2024: Wir müssen reden!

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Etwas verspätet stößt

Etwas verspätet stößt eine kleine Frau mit langen schwarzen Haaren zu der Runde. Sie setzt sich an den Rand und tippt in ihr Handy. Alle kennen sie. Es ist Alessandra Korap Munduruku, eine der wichtigsten indigenen Stimmen Brasiliens. Ihr Einsatz sorgte dafür, dass der Minenkonzern Anglo American seine Pläne aufgab, in Sawré Muybu nach Kupfer zu schürfen. 2023 erhielt sie für ihren Einsatz den Goldman Environmental Prize, den „Grünen Nobelpreis“. Zurzeit ist Korap die Präsidentin der Vereinigung Pariri, in der die Dörfer „Solange wir unsere Sprache sprechen und unsere Kultur pflegen, sind wir vereint.“ Alessandra Korap Munduruku ist eine der wichtigsten indigenen Stimmen Brasiliens auch auf internationalem Parkett Foto: REUTERS/Adriano Machado Wie Misereor den Kampf der Munduruku und anderer indigener Völker in Brasilien um ihre Territorien unterstützt Misereor unterstützt etwa zwei Drittel der über 300 indigenen Völker Brasiliens. Im Tapajós-Becken geht es vor allem darum, die Munduruku in ihrem Kampf um Land und kulturelle Selbstbestimmung zu stärken. Am Rio Tapajós sind beispielsweise sieben Wasserkraftwerke sowie 20 weitere Umschlaghäfen für Soja und Mais geplant. Die Holz- und Goldindustrie weiten ihre Aktivitäten massiv aus. Widerstand dagegen wird oft mit Gewalt beantwortet und endet in der Vertreibung der Indigenen und anderer Bevölkerungsgruppen. Die Projekte zielen auf bessere Vernetzung ab, leisten rechtlichen Beistand und unterstützen bei nachhaltiger agrarökologischer Produktion und Vermarktung. Besonderer Fokus wird auf die Rolle der Indigenen als politische und zivilgesellschaftliche Akteure und die Sichtbarkeit ihres Kampfes gelegt. Ein großer Erfolg war die Ausweisung des Munduruku-Reservats Sawré Muybu am Rio Tapajós. So wirkt Misereor gegen das Entwicklungsmodell, das sich über die Rechte der Indigenen hinwegsetzt, den Bau von Straßen, Staudämmen und Minen ungeachtet der Rechtsverletzungen vorsieht und die exportorientierte Landwirtschaft entgegen allen Umweltbedenken fördert. des mittleren Tapajós organisiert sind. Sie ist so gefragt, dass sie selbst hier im Dschungel Termine macht. Im November fährt sie nach Aserbaidschan, zur Weltklimakonferenz COP-29. Zwischen Kazikentreffen und Klimagipfel, Hängematte und Hotelbett – Alessandra Korap ist eine Mittlerin zwischen den Welten. Es mag mit ihrer Geschichte zu tun haben. In der Abenddämmerung läuft sie zum Ufer des Jamanxim und setzt sich auf einen Felsen. Einige Frauen waschen Kleidung im Fluss, Kinder tollen herum. Die 39-Jährige ist das, was die Indigenen als liderança bezeichnen – eine Führungsfigur. „Ich spüre eine Stärke in mir“, erklärt sie, „ich trage die Stimmen der Frauen, Kinder und Häuptlinge, der Schamanen und Krieger in die Welt.“ Doch, und hier liegt ein Widerspruch: Alessandra Munduruku spricht kein Munduruku. Ihr Vater verbot ihr, die Sprache zu lernen. Und so wuchs sie zwischen der Welt der Indigenen und derjenigen der Weißen auf. Einige Munduruku-Kaziken wollten sie daher nicht als Führungsfigur akzeptieren. „Es lag natürlich auch daran, dass ich eine Frau bin“, erinnert sie sich. „Aber die Kaziken, die mich kennenlernten, sagten: Du bist eine liderança.“ Vielleicht ist es dieses Dazwischensein, weswegen Alessandra Korap den Kampf der Munduruku so erfolgreich in die Sprache der Politik, der NGOs und internationalen Konferenzen übersetzt. Korap beendet den Kazikenrat mit einem leidenschaftlichen Appell. Sie fordert dazu auf, den Druck auf den Staat aufrechtzuerhalten, damit die indigenen Reservate geschützt werden. „Ohne unsere Flüsse, ohne den Wald, ohne die Tiere, ohne unsere Kultur gibt es uns nicht“, ruft sie eindringlich. Die Versammlung antwortet laut und zustimmend mit dem traditionellen Kampfruf der Munduruku: „Sawé!“ Philipp Lichterbeck lebt als freier Korrespondent in Rio de Janeiro. Er arbeitet unter anderem für die Schweizer „Wochenzeitung“ und die Deutsche Welle. Florian Kopp lebt mit seiner Familie in Petrópolis, Brasilien. Der Fotograf dokumentiert soziale und ökologische Konflikte in Lateinamerika. 18

INTERVIEW SPRACHE IST DAS, WAS MICH IMMER INTERESSIERT HAT. Seit über 30 Jahren steht Guido Cantz als Comedian, Fernsehmoderator und Kabarettist auf der Bühne. Dabei ist die Sprache das Instrument, mit der der Kölner sein Publikum begeistert. Interview von Michael Mondry Fotos von David Klammer 19

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