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frings. Das Misereor-Magazin 1/2024: Wir müssen reden!

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Die Mediengruppen

Die Mediengruppen klären über die Gefahren von Menschenhandel auf folgt illegal, persönliche Dokumente werden eingezogen, Löhne nicht ausgezahlt. Sie werden ausgebeutet, missbraucht und oftmals zur Sexarbeit gezwungen. Doch die meisten realisieren erst wenn es bereits zu spät ist, dass sie in die Falle von Menschenhändlern getappt sind. Besonders Frauen sind vom Menschenhandel betroffen. Nadiyya berichtet von entscheidenden Stigmata: „Frauen wachsen hier Viele Frauen realisieren erst im Nachhinein, dass sie Opfer von Menschenhandel sind in einer Gesellschaft auf, in der sie glauben, nur das ‚zweite Geschlecht‘ zu sein – den Männern untergeordnet. In Das Team verpackt ihr Anliegen in Postings, Reels und Texte. Ihr Sprachrohr sind vor allem die sozialen Medien. unserem patriarchalischen System gehen meistens die Männer arbeiten. Frauen haben kaum Zugang zum Bildungssystem, arbeiten als Hausfrauen. Wenn der Lohn des Mannes nicht ausreicht, werden viele Frauen Wanderarbeiterinnen. Dem Ehemann durch die Wanderarbeit zu helfen, gilt hier als eine Form der Unterwerfung.“ Das Ausmaß der Gender-Ungerechtigkeit schildert Nadiyya an einem Beispiel: „Wir erleben oft, dass die Frauen erst im Nachhinein realisieren, dass sie Opfer von Menschenhandel sind. Sie wurden zum Teil nie bezahlt oder sie wurden missbraucht, aber solch ein Verhalten gegenüber Frauen wird normalisiert.“ Der modernen Sklaverei wieder zu entkommen, ist schwierig: Den Opfern wird der Kontakt zur Familie untersagt, sie werden abgekapselt, haben keine Möglichkeit zur Flucht oder werden so eingeschüchtert, dass sie sich nicht trauen, zu fliehen. Vor allem, wenn sie illegal ins Land gekommen sind, haben sie Angst, sich Hilfe bei der Polizei oder Botschaft zu suchen. Sekti konnte ihren gewalttätigen Arbeitgeber verlassen, nachdem sie im Bad eingesperrt wurde. „Der Sohn der Familie brach die Tür auf, dann wurde ich ins Auto gesetzt und ins Krankenhaus gebracht. Dort hörte ich Polizisten, also warf ich ein Glas gegen das Fenster und machte Lärm, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Schließlich kam die Polizei in mein Zimmer und half mir“, erinnert sie sich. Sekti wurde in die indonesische Botschaft gebracht, doch ihre Reise ging nicht nach Indonesien zurück, sondern zu einem neuen Arbeitgeber, bei dem sie wieder als Hausmädchen arbeitete – diesmal ohne Gewalterfahrungen. Wenn es den Frauen gelingt, in ihre Heimat nach Indonesien zurückzukehren, sind sie oft mit Scham und Schuldgefühlen belastet. Der Wunsch, die Familie finanziell zu unterstützen, konnte nicht erfüllt werden, sie sehen sich als gescheitert an. In erster Linie denken sie nicht an ihr eigenes Wohlergehen, sondern an ihre Familienmitglieder, denen sie nicht wie erhofft mit ihrem Lohn aushelfen konnten. Oft haben die Frauen jahrelang keinen Kontakt mehr zu ihren Liebsten gehabt und wertvolle Jahre mit den eigenen Kindern verpasst. Die Angst, von den Ehemännern, Eltern und der Dorfgemeinschaft abgelehnt zu werden, ist groß. Die Reaktionen der Familien fallen sehr unterschiedlich aus, doch meistens sind die Familien erleichtert und froh über die Rückkehr. Viele Betroffene verdrängen ihre Erlebnisse oder reden nicht darüber, in dem Glauben, dass niemand davon hören will. Doch die Frauen von Mitra Wacana haben andere Erfahrungen gemacht. Sie erleben immer wieder, dass sie auf Interesse stoßen, wenn sie ihre Erlebnisse teilen. Mittlerweile erreichen sie eine breitere Öffentlichkeit, werden für öffentliche Veranstaltungen, von Radiosendern und Zeitungen angefragt. Viele Frauen trauen sich anfangs nicht ihre Stimme zu erheben, doch in der Gemeinschaft schaffen sie nun Veränderungen. Charleen Kovac arbeitet als Volontärin im Presseteam bei Misereor und hat die Partner*innen in Indonesien bei ihrer Arbeit begleitet. Fauzi Rohmat lebt in Yogyakarta. Er studiert Kommunikationswissenschaften und fotografiert in seiner Heimat Indonesien. 40

ÄTHIOPIEN EIN GROSSES SCHWEIGEN IM LAND Protokoll von Birgit-Sara Fabianek Fotos von Matthias Matschke Der Schauspieler und Fotograf Matthias Matschke war mit Misereor ein Jahr nach Ende des Bürgerkrieges im Norden von Äthiopien unterwegs. Er erzählt, was er auf seiner Reise gesehen und erlebt hat. Dieser Sargverkauf stellt seine Ware direkt auf der Straße aus. Viele Menschen in Äthiopien haben im Bürgerkrieg Gewalt erlebt, darüber wird nicht geredet. 41

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