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frings. Das Misereor-Magazin 1/2025: Reisen und die Welt erleben

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IMMERAUF DERREISEEin

IMMERAUF DERREISEEin Besuch beiNomadinnen undNomaden imNorden Kenias8 EINS2025

Nomad*innen gelten als Menschen, die ungebunden vonOrt zu Ort ziehen. Ein Besuch in Kenia zeigt, welche unterschiedlichenLebensformen von Gemeinschaft und Individualismussich heute mit ihnen verbinden.Texte von Thomas KruchemFotos von Eduardo Soteras JalilZehn Millionen Vieh haltende Pastoralnomadinnenund -nomaden mit zehn Millionen Stück Vieh durchwandernden trockenen Norden Kenias – darunter400.000 Samburu und eine Million Turkana. Der Klimawandelund andere Einflüsse verändern die Jahrtausende alteLebensweise dieser Hirtenvölker.Sarima, ein Dorf der Turkana-Nomaden, liegt in steinigerHalbwüste 30 Kilometer südlich des Turkana-Sees imwilden Nordwesten Kenias. Vielleicht 100 Rundhütten ausmiteinander verflochtenen Ästen – bedeckt mit Kuhdung,Tierfellen, Plastik: Vor einer dieser Hütten sitzt der DorfältesteKpungure Moru auf seinem ekicholong, einem einbeinigenHocker. Die jüngeren Männer, sagt er, seien mit demVieh unterwegs. Im Dorf bleiben Frauen, Kinder und Alte.Lächelnd deutet Kpungure auf den stark bewölkten Himmel.„Sechs Jahre lang hatten wir kaum Regen; aber jetztregnet es fast jeden Tag. Sehen Sie dort den kleinen Gartenmeiner Frau? Da wächst das Gemüse wie verrückt.“ 30 Kilometersüdlich von Sarima liegt Loonjorin, ein Dorf der Samburu,das zur Regenzeit in betörendes Grün getaucht ist:saftiges Gras, blühende Büsche und ein parkähnlicher Hainvon Akazien mit weit ausgreifenden Kronen. Auch hier stehenHütten aus geflochtenen Ästen, nur eher viereckig alsrund. Auch hier sind die Männer mit Herden von bis zu500 Tieren pro Familie unterwegs: Rinder, Ziegen, Schafe,Kamele.Von 2016 bis 2022 herrschte fast ununterbrochen Dürre,berichtet der junge Viehhalter Lkiringi Lenasalon. VieleTiere seien verhungert oder verdurstet. „Traditionell haltenwir so viel Vieh wie möglich, um des Prestiges willen. InDorfälteste der Samburu undTurkana kämpfen für Friedenzwischen ihren Gemeinschaften– nicht immer mit Erfolgletzter Zeit aber werden unsere Herden kleiner. Die Leutemerken einfach, dass sich die Bevölkerung Nordkenias inden letzten 40 Jahren verdreifacht hat, dass es immer unregelmäßigerregnet und der Wettbewerb um Weideflächenund Wasser schärfer wird.“„Wir Samburu passen uns an“, sagt Mombasan Lepatoie– eine respektgebietende 60-jährige Frau mit fein geschnittenen,strengen Gesichtszügen und reichem Glasperlenschmuckum den Hals. Viehhalter verkauften neuerdingsauch Tiere und kauften dafür Mais, Bohnen und Kleider, berichtetMombasan. Um die Zukunft ihrer Familie zu sichern,habe sie die meisten ihrer acht Kinder auf die GrundschuleEINS20259

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