Aufrufe
vor 1 Woche

frings. Das Misereor-Magazin 1/2025: Reisen und die Welt erleben

  • Text
  • Menschen
  • Misereor
  • Republik
  • Haiti
  • Welt
  • Favela
  • Zeit
  • Stadt
  • Tourismus
  • Wwwmisereorde
Ein Heft über Tourismus und Entwicklung www.misereor.de/magazin

INTERVIEW„Wenn wirdie

INTERVIEW„Wenn wirdie schöne Welterhalten wollen,müssen wir verantwortungsvollmitihr umgehen.“Das Bonner ReiseunternehmenPhoenix Reisenbietet auch Seereisen aufKreuzfahrtschiffen an.Und stellt sich der Kritikan der Reisebranche.Michael Mondry hat mitGeschäftsführer BenjaminKrumpen gesprochen.Fotos von David KlammerSie sind Geschäftsführer in derReisebranche, ist das ein Traumberufoder knallhartes Business?Benjamin Krumpen: Ich habe ja da niedrüber nachgedacht. Die beste Freundinmeiner Mutter war bei PhoenixReisen angestellt und so habe ich nacheinem Praktikum hier eine Ausbildunggemacht. Ich war dann auch Reiseleiterund bin ein Jahr um die Weltgefahren. Das ist jetzt über 20 Jahreher, aber es spricht sich immer nochrund, dass ich diese Erfahrung habe.Als ich 22 war, wollte ich mich mit einemkleinen Unternehmen selbstständigmachen, da hat Johannes Zurnie-32 EINS2025

den, der Gründer von Phoenix Reisen,mir mitgeteilt, dass er mich zukünftigin der Unternehmensleitung sieht. Ichbin geblieben und 2006 Geschäftsführergeworden. Die Reisebranche istzudem sehr klein und gibt einem viel.Es ist nicht so sehr ein Gegeneinander,sondern mehr ein gesundes, fairesMiteinander.Wie planen Sie die Reisezielebei Phoenix Reisen?Wir haben Kollegen hier, die nichteine Weltreise gemacht haben, sondernmindestens zehn. Die tun nichtsanderes, außer unsere Routen zu planen.Dabei schauen sie erst einmalnicht auf die Kosten. Meine Aufgabeist es dann, die Kosten zu prüfen: Wielange liegen wir in einem Hafen, wieteuer wird das und so weiter. Und Gästeschreiben uns immer wieder, wo siegerne einmal hinwollen. Es gibt aberauch Reiseziele, da haben wir entschieden,sie nicht mehr zu besuchen.Das ist zum Beispiel die Antarktis. Wirmeinen einfach, es gibt Regionen, diesollten in Ruhe gelassen werden odernur von Schiffen besucht, die nichtmehr als 100 Passagiere haben.Wie kommen Sie dem gewachsenenBedürfnis nach nachhaltigem Reisenentgegen?Wir investieren sehr viel in unsereSchiffe. Beispielsweise haben wir für50 Millionen Euro das Kreuzfahrtschiff„Amera“ mit einer Neumotorisierung,Versorgungsmöglichkeiten mitLandstrom und mit LED-Leuchtenausgestattet, um die Energieeffizienzdeutlich zu verbessern. Wir habeneinen neuen Anstrich auf die Hochseeschiffegebracht, der kostet eine MengeGeld, aber spart sieben Prozent Treibstoffein. Es funktioniert aber auchdurch die Routenplanung: Wir fahrenheute langsamer, dadurch sparen wirebenfalls an Treibstoff. Früher habenwir die klassische Norwegen-Fjord-Reisein sechs Tagen angeboten, heutenehmen wir uns dafür zwei Tage mehrZeit. Ich glaube aber, dass die Touristikbrancheweiter ist als die Länder. InHamburg gibt es nur eine Steckdosefür Landstrom. Und es kommt sichermehr als ein Schiff dahin.Investieren Sie vor allem aus Effizienzgründenoder aus unternehmerischerVerantwortung?Wir müssen natürlich investieren, umprofitabel zu sein. Aber wir wollen dieschöne Welt auch erhalten, wollen sieweiter bereisen. Und das können wirnur, wenn wir verantwortungsvoll mitihr umgehen.Wie nehmen Sie Ihre Verantwortungfür Ihre Mitarbeitenden in Bonn undauf den Schiffen wahr?Wie sind hier in der Firma 130 Personen,die wir bewusst nicht Angestellteoder Mitarbeiter nennen, sondern Kollegen.Und wir leben hier eine Philosophie,die geprägt ist von flachen Hierarchien.Wir duzen uns alle. DieserBenjamin Krumpen kam 1996als Azubi zu Phoenix Reisen,seit 2006 ist er Geschäftsführerdes Bonner UnternehmensPhoenix Reisen und MisereorPhoenix Reisen engagiert sich seitüber 40 Jahren für gemeinnützigeProjekte von Misereor. JohannesZurnieden ist zudem Gründungsmitglieddes Misereor-Unternehmerforums,in dem sich Verantwortlicheaus der Wirtschaft überentwicklungspolitische Themenaustauschen.familiäre Umgang überträgt sich auchauf die Reiseleiterinnen und -leiter.Die geben sie an die Crew-Mitgliederweiter. Das spüren die Gäste und dannist unser Slogan „Willkommen zuHause“ nicht nur Makulatur, sondernwird wirklich gelebt.Michael Mondry arbeitet als Redakteur beiMisereor in Aachen. Mit Phoenix Reisen ist ernoch nicht gereist, da er er meistens mit demCampingwagen unterwegs ist.David Klammer lebt und arbeitet seit 20 Jahrenals Porträtfotograf und Bildjournalist für alle großenMagazine wie Geo, Der Spiegel und Stern.EINS202533

© 2022 by YUMPU