Aufrufe
vor 1 Woche

frings. Das Misereor-Magazin 1/2025: Reisen und die Welt erleben

  • Text
  • Menschen
  • Misereor
  • Republik
  • Haiti
  • Welt
  • Favela
  • Zeit
  • Stadt
  • Tourismus
  • Wwwmisereorde
Ein Heft über Tourismus und Entwicklung www.misereor.de/magazin

BILDBANDDer

BILDBANDDer sizilianische Fotograf Alberto Gandolfoerzählt in ausdrucksstarken Bildern vomLeben geflüchteter Migrant*innen in Süditalien.Die Aachener Fotografin GudrunPetersen, die selbst einige Zeit die Arbeitauf einem Seenotretter begleitete, hat sichseine Dokumentation angeschaut.Über zwei Jahre hinweg hat der italienische FotografAlberto Gandolfo, geboren 1983 in Palermo, verschiedeneSiedlungen aus provisorisch gebautenUnterkünften in Süditalien dokumentiert, die regelmäßigund oft unangekündigt von den Behörden geräumt werden.Zunächst verbrachte er viel Zeit ohne Kamera mit denMigrant*innen, die ihre Heimat wegen Armut und andererKrisen verlassen habenund unterschiedlich auf ihnreagieren. Einige begegnetenihm mit Misstrauen, andereöffneten ihm bereitwilligihre Türen. Immer bat erum ihr Einverständnis füreine Veröffentlichung. Auf63 Bildseiten hält AlbertoGandolfo fest, was er wahrnimmt.Seine Fotos zeigenimprovisierte Behausungen,oft aus Plastikplatten undHolz, die den festen Willenwiderspiegeln, es sichschön zu machen und einenZufluchtsort zu schaffen.Doch die Menschen, die darinwohnen, haben nie die42 EINS2025

HABITATALBERTO GANDOLFOKehrer Verlag 2024104 Seiten44 EuroSicherheit, die sie sich wünschen, sondern leben in ständigerUngewissheit und Sorge: „Wie lange kann ich hierbleiben?Wann muss ich weiterziehen und wieder von vornebeginnen?“Historisch gesehen wissen Italiener*innen, was es bedeutet,das Land wegen Armut verlassen zu müssen. Dennochgibt es viele Vorurteile gegenüber Migrant*innen, diezur Erntezeit als billige Arbeitskräfte ohne Vertrag ausgebeutetwerden. Diese Vorurteile werden im zweisprachigenVorwort (Italienisch und Englisch) des Buches ausführlichbeschrieben.Das Buch ist in drei Teile gegliedert: das Vorwort, dannmittel- und großformatige Farbfotos auf weißem Papier, diemeist Unterkünfte von außen zeigen, manchmal in Kombinationmit einem Porträt. Türen sind abgebildet, hinter dieman blicken möchte. Oder vielleicht doch nicht?In kleinformatigen Fotos auf schwarzem Grund gewährtuns Alberto Gandolfo Einblicke in das Innere derWohnungen. Die Bilder wirken intim, aber nie voyeuristisch.Man spürt den Respekt und die Achtung, mit denender Fotograf den Menschen begegnet.Gandolfos Bilder zeigen, dass ein Zuhause für viele keinsicherer Ort mehr ist, sondern einer, an dem Verlassenheitund Unsicherheit herrschen.EINS202543

© 2022 by YUMPU