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frings. Das Misereor-Magazin 2/2022: Mut finden.

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Mut finden: Ein Heft über das Hinfallen, Aufstehen und Weitermachen. www.misereor.de/magazin

Madagaskar hat zwei

Madagaskar hat zwei Gesichter Wir kennen Madagaskar als wunderschönes Reiseland mit einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Doch gleichzeitig ist es eines der ärmsten Länder der Welt. Drei Viertel der Bevölkerung leben in extremer Armut, besonders auf dem Land. Das Durchschnittseinkommen pro Kopf liegt bei nicht einmal 40 Euro monatlich. Fast die Hälfte der Menschen kann sich kaum mit ausreichend Nahrung versorgen, jedes zweite Kind ist mangelernährt. In den Dörfern gibt es nur selten sauberes Wasser, es gibt keinen Strom, keine Gesundheitsversorgung, die Straßen zum nächsten größeren Ort sind schlecht. Die Schulen sind oft so weit entfernt, dass kleine Kinder nicht eingeschult werden können. Ein Drittel schließt nicht einmal die Grundschule ab. Die Hälfte der Kinder ab fünf Jahren arbeitet. Der Teufelskreis aus schlechter Grundbildung und Armut lässt sich nur schwer durchbrechen. das 20 Minuten zu Fuß entfernt liegt, wachsen außerdem Mangos und Bananen. Die sind viel mehr wert als Reis, nicht nur an Vitaminen, sondern auch auf dem Markt. „Mein großer Traum ist, dass irgendwann Reisende hier vorbeikommen. Dann lerne ich Fremdsprachen und kann doch noch übersetzen.“ In ihr Stück Land steckt Ursule nicht nur viel Arbeit, sondern auch ihre Hoffnung. Mit ihren ganzen guten Ideen und Plänen hat sich die junge Frau auch im Dorf unter den Älteren Respekt verschafft. Den Verein von Vahatra mit 38 Leuten, nur drei davon Männer, leitet Ursule inzwischen, obwohl sie noch so jung ist. Sie hat eingeführt, dass der Weltfrauentag am 8. März im Dorf groß gefeiert wird, mit Motto-T-Shirts und allem. „Die Ideen von Frauen sind absolut entscheidend dafür, dass die ganze Gemeinschaft vorankommt und gemeinsam etwas erreicht“, davon ist Ursule überzeugt. Viele haben sich ihr angeschlossen, wollen teilhaben an ihrem Ideenreichtum. Sie sehen, wie Ich möchte eine Dorfschule gründen, Ursule ein Getreidesilo fürs Dorf schafft. Und damit die Kinder wie alle davon profitieren, wenn sie ihre Ernte nicht so weit zur nicht gleich verbrauchen, sondern einlagern Schule laufen können. müssen „Einen Traum habe ich doch noch: Ich möchte eine Dorfschule gründen, damit die Kinder nicht so weit zur Schule laufen müssen und früher eingeschult werden können“. Dafür müssen aber die anderen aus der Dorfgemeinschaft mitmachen, jede Familie soll etwas beisteuern. Das ist gar nicht so einfach, denn obwohl viele überzeugt sind, können sich manche den Bau nicht leisten. Aber Ursule bleibt hartnäckig. Und zeigt den anderen, wie man mit kleinen Veränderungen ganz langsam die eigenen Träume verwirklichen kann. Voller neuer Ideen: Die kleine Geflügelzucht vor dem Haus wächst, seit Ursule die Hühner Ursule plant eine Baumschule, um aus impfen lässt der Landschaft wieder einen Garten zu machen. Sie baut Kaffee an, Mais, Maniok und Orangen, hat ihren eigenen Brunnen, kompostiert und pflanzt. Ihr großes Zebu-Rind konnte sie gerade in zwei Jungtiere eintauschen. Auch die kleine Geflügelzucht wächst, seit sie die Hühner impfen lässt. Auf dem Reisfeld, Susanne Kaiser ist Autorin aus Berlin. Sie verfasst Reportagen, Essays und Bücher unter anderem für DIE ZEIT, die Neue Zürcher Zeitung und DER SPIEGEL. Am liebsten schreibt sie Geschichten über Menschen auf der ganzen Welt, meistens jedoch aus dem Nahen Osten und Nordafrika oder wie sich Gesellschaften wandeln und Machtverhältnisse verschieben. Klaus Mellenthin lebt und arbeitet als freier Fotograf in Berlin. Er bezeichnet sich selbst als Menschen-Fotograf und versteht seine Arbeit als visuelles Geschichtenerzählen. Seit 2018 ist er im Bundesvorstand des BFF (Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter e. V. ). Für Misereor reiste er bereits nach Burkina Faso, Brasilien, Vietnam, Madagaskar und in den Libanon. 14 ZWEI2022

Josephine Rasolonomenjanahary, 31 Lehrerin und Landwirtin in Madagaskar I ch komme aus einer sehr armen Familie mit acht Kindern. Als ich klein war, habe ich meinen Eltern auf dem Feld geholfen, habe kleinere Jobs übernommen und zum Beispiel Gemüse auf einem Markt verkauft. So konnten sich meine Eltern das Schulgeld für uns leisten. Jetzt bin ich seit zehn Jahren Lehrerin an der Schule und lerne immer noch weiter. Ich kann mein Wissen an die Kinder weitergeben. Zum Rechnen nutzen wir Bohnen oder Holzstückchen. Buchstaben stehen auf kleinen Kärtchen mit Bildern. Es wird also viel mit dem Alltag der Kinder verknüpft. Ich habe ein doppeltes Einkommen, weil ich als Landwirtin und als Lehrerin arbeite. Als Lehrerin verdiene ich sogar 25 Euro im Monat für sechs Schulstunden täglich. Das ist sehr wichtig für uns, denn mein Mann ist blind. Ich muss für ihn sehen. Nach unserer Hochzeit verlor er sein Augenlicht. Protokoll: Klaus Mellenthin „Als Lehrerin mit den Kindern zu arbeiten, ist für mich ein großes Glück.“ Foto: Klaus Mellenthin ZWEI2022 15

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