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frings. Das Misereor-Magazin 2/2022: Mut finden.

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Mut finden: Ein Heft über das Hinfallen, Aufstehen und Weitermachen. www.misereor.de/magazin

tian Lang betreut die

tian Lang betreut die Lehrerin für Deutsch und evangelische Religion die Misereor-Partnerschaft an der Oberschule Badenhausen in Bad Grund im Harz. „Durch den Krieg sind Klimawandel und Corona in den Hintergrund getreten, aber der Rede- und Informationsbedarf ist extrem hoch. Es gibt kaum eine Generation, die so viele Krisen auf einmal erlebt und damit zurechtkommen muss.“ Deutsch- und Geschichtslehrer Lang ergänzt: „Viele schnappen auf Instagram oder YouTube Schlagzeilen auf, die sie nicht einordnen können. Das verunsichert sie. Einige haben das Homeschooling richtig gut gemacht, andere sind durch das Wechselmodell aufgeblüht Carla ist der Ansicht, der Online-Unterricht während der Coronapandemie lasse sich nicht einfach schönreden Wir unterrichten ab der fünften Klasse Medienkompetenz, aber das reicht nicht. Gerade in bildungsfernen Familien gibt es wenig Unterstützung aus dem Elternhaus.“ An der Misereor-Partnerschule wird also viel gesprochen, aufgeklärt und diskutiert. In den Gesprächen wehren sich viele Schülerinnen und Schüler gegen bestehende Klischees. „Sie betonen: ‚Wir sind keine verlorene Generation!‘“, so Sebastian Lang. „Man muss die Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler sehr differenziert und individuell betrachten. Einige haben das Home-Schooling richtig gut gemacht, andere sind durch das Wechselmodell in der kleinen Gruppe regelrecht aufgeblüht.“ Insgesamt stellen die Lehrkräfte fest, dass die Schere auseinandergeht: Wer vorher Schwierigkeiten hatte, tut sich jetzt noch schwerer, wem das Leben und Lernen leichter fiel, kommt auch besser 18 ZWEI2022 Fortsetzung auf Seite 20

„I m Moment bin ich total zufrieden mit meinem Leben. Ich habe wieder soziale Kontakte, meinen Mittleren Schulabschluss geschafft, einen Hund bekommen. Meine Mutter lebt auf dem Land, mein Vater in der Stadt, das gefällt mir. Vor allem gehe ich aber wieder gerne zur Schule, und das ist richtig gut, denn ich will die Welt verändern und Bundeskanzlerin werden. Corona hat die mentale Gesundheit von uns Teenagern extrem beeinträchtigt. Allen meinen Freunden ging es schlecht. Wir haben viel digital gelebt, das war überhaupt nicht gut. Jede noch so kleine Insta-Story von Freunden zeigt immer nur den schönsten Moment. Wer das anschaut, bekommt unterbewusst vermittelt: Im Vergleich dazu ist dein Leben scheiße. Der erste Lockdown ging noch, aber im zweiten hatte ich schwere Depressionen, keine Energie, habe fast nur noch geschlafen, teilweise 17 Stunden. Tagelang habe ich mein Zimmer nicht verlassen. Ich fühlte mich wie im Gefängnis, völlig hoffnungslos und hatte große Angst vor der Krankheit. Meine beiden Brüder gingen mir richtig auf die Nerven. Mit Carla kümmert sich jetzt um die Dinge, die sie beeinflussen kann Carla Andresen ist 16 Jahre alt und geht in die 10. Klasse eines Gymnasiums in Hamburg-Bergedorf meinem Stiefvater bin ich überhaupt nicht klargekommen, aber der ist inzwischen ausgezogen. Online-Schooling lässt sich einfach nicht schönreden. Die Abgabetermine haben mich extrem gestresst. Ich habe das Gefühl, zwei komplette Schuljahre verpasst zu haben, aber ich werde die Oberstufe schaffen. Zum Glück habe ich mir Hilfe gesucht. Die Therapie war die beste Entscheidung meines Lebens. Da habe ich auch gelernt abzuschalten, Nachrichten auszublenden, denn mit dem Krieg in der Ukraine und der Klimakrise fühle ich mich einfach nur machtlos und verzweifelt. Früher habe ich mich bei Fridays for Future engagiert. Ich bin Vegetarierin, fliege nicht, gebe mein Bestes, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, aber die Mächtigen tun einfach nichts. Unsere Welt wird kaputtgehen, und mit dem Ukraine-Krieg habe ich fast keine Hoffnung mehr in diese Menschheit. Ich will das alles nicht verdrängen, aber es bleibt schwer, damit umzugehen. Ich möchte ein schönes Leben haben, und ich bin froh zu leben, trotzdem habe ich dabei schon einen ganz schönen Kloß im Hals.“ ZWEI2022 19

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