KENIA Stromzugang für alle und das mit 100 Prozent grüner Energie – bis 2030. Kenia hat große Ziele. Ist das realistisch? Text von Birte Mensing Fotos von Eduardo Soteras Jalil 8 ZWEI2023
Eine Teststation des Geothermiekraftwerks Olkaria im Hell‘s Gate National Park in Kenia K enia hat eine Vision, Präsident William Ruto erklärt diese immer wieder: Bis 2030 soll die komplette Energie für das Stromnetz im Land aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Schon jetzt sind es 91 Prozent, vor allem gewonnen aus Erdwärme und Wasserkraft. Gleichzeitig soll bis 2030 jeder Haushalt Zugang zu Strom haben. Aktuell sind es etwa 78 Prozent, in den Städten quasi flächendeckend, auf dem Land entsprechend weniger. Die Menschen in den ländlichen Gebieten sind auch überdurchschnittlich von Klimaveränderungen betroffen. Zum Beispiel von länger anhaltenden Dürrephasen. Zugang zu Strom könnte ihnen helfen, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Kenias Klimaaktionsplan sieht vor, dass dafür in Zukunft noch mehr Energie durch Erdwärme, Sonne und Wind produziert werden soll. Außerdem sollen wieder zehn Prozent der Fläche mit Bäumen bedeckt sein. Dafür müssen nicht nur Bäume gepflanzt werden. Feuerholz und Kohle, die von vielen Menschen zum Kochen verwendet werden, müssen durch andere Energieformen wie zum Beispiel Biogas ersetzt werden. Ein weiteres Ziel im Klimaplan: den Transportsektor so gestalten, dass weniger CO 2 ausgestoßen wird. ERDWÄRME UNERSCHÖPFLICHE ENERGIE AUS OLKARIA Anna Mwangi ist stolz darauf, dass Kenia 91 Prozent seiner Elektrizität aus nachhaltigen Energiequellen gewinnt. Und darauf, was sie und ihr Team dazu beitragen. Die Geophysikerin arbeitet im größten Geothermiekraftwerk in Kenia. Es liegt im sogenannten Rift Valley, dem Großen Afrikanischen Grabenbruch. Die Gegend ist für geologische Phänomene bekannt, vulkanische Aktivitäten, heiße Quellen. In Olkaria wird Strom gewonnen, indem heißer Wasserdampf aus tieferliegenden Erdschichten große Turbinen in fünf Kraftwerken antreibt. An den Bohrungen zischt und brodelt es, die Szenerie wirkt unwirklich in der kargen Landschaft mit ihren rauen vulkanischen Felsen. Das Kraftwerk liegt mitten im Hell‘s Gate Nationalpark. Die grün angestrichenen Rohre, durch die der Wasserdampf schießt, sind an die Routen der Giraffen, Zebras und Büffel angepasst, die hier leben. „Hier kann man sehen, dass mehrere natürliche Ressourcen koexistieren und wir Icon: iStock.com Geophysikerin Anna Mwangi sucht im Nationalpark nach geeigneten Stellen für Testbohrungen ZWEI2023 9
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