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frings. Das Misereor-Magazin 2/2023: Fair ist mehr.

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Fair ist mehr. Ein Heft über Energie und Gerechtigkeit. www.misereor.de/magazin

Mit Hämmern

Mit Hämmern zertrümmern Männer das kobalthaltige Gestein. Sie tragen Turnschuhe. Unabhängige Beobachter werden in den Minen nicht gerne gesehen Das Waschen des Gerölls übernehmen Frauen. Mit Hilfe von Netzen sieben sie den Sand aus. Das zerkleinerte Gestein wird in Säcken mit Fahrrädern zur Wasserstelle transportiert 18 ZWEI2023

Die Schürfer verdienen weniger als zehn Euro pro Tag Die Industrieminen sind gut gesichert. Unabhängige Beobachter werden hier nicht gerne gesehen. Die Mauern und Zaunanlagen sollen aber auch Schürfer abhalten, in die Minenanlagen einzudringen, um dort illegal nach Kobalt zu suchen. Schaufel ausgerüstet, tiefe enge Schächte in den Boden, notdürftig mit Brettern abgestützt. Immer wieder stürzen die improvisierten Schächte ein und begraben die Arbeiter. Aber auch wenn alles gut geht, bleibt die Arbeit hart. Teils eine Stunde lang klettern und kriechen die Schürfer bis ans Ende des Tunnels, wo sie das Gestein abschlagen und anschließend in schweren Säcken an die Oberfläche transportieren. Die Schächte sind nur schlecht belüftet und dunkel; die einzigen Lichtquellen sind die Stirnlampen der Arbeiter. Trotz ihres gefährlichen Jobs verdienen die Schürfer weniger als zehn Euro pro Tag. Doch das ist mehr, als man ohne Ausbildung woanders im Kongo verdienen kann. Und weil die Konzerne immer mehr Flächen für sich beanspruchen, bleibt immer weniger Raum für die Landwirtschaft. Die Folge: steigende Lebensmittelpreise. Nirgendwo im Land ist das Leben so teuer wie in den Bergbauregionen. Die meisten Minen im Kleinbergbau sind als Kooperativen organisiert. Das klingt erstmal gut, aber Mitglieder sind nicht die Schürfer selbst, sondern die Claim-Besitzer, die dann Arbeiter anheuern – ohne Unfall- oder Krankenversicherung. In der besuchten Kooperative gibt es immerhin eine Gewerkschaft der Schürfer. Und im Ort wurde mit Unterstützung von Misereor gerade ein Hospital fertiggestellt. In den Provinzen Haut-Katanga und Lualaba engagiert sich der Misereor-Partner Centre Arrupe pour la Recherche et la Formation (CARF) für faire Lieferketten im Kleinbergbau. CARF fördert existierende und im Aufbau befindliche Kleinbergbau-Kooperativen. Ziel ist es, die Menschenrechtssituation sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der lokalen Gemeinden zu verbessern und ihnen Zugang zu eigenen Schürfgebieten zu ermöglichen. Das Schärfen der Stemmeisen der Schürfer ist ein profitables Gewerbe ZWEI2023 19

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