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frings. Das Misereor-Magazin 2/2023: Fair ist mehr.

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Fair ist mehr. Ein Heft über Energie und Gerechtigkeit. www.misereor.de/magazin

MEINUNG Wasserstoff in

MEINUNG Wasserstoff in Namibia: Nur mit lokaler Beteiligung Namibia soll einer der wichtigsten Lieferanten von grünem Wasserstoff für Deutschland werden. Désiré Nzisabira, Leiter der Dialog- und Verbindungstelle von Misereor in Johannesburg, fordert ein ökologisches und energiegerechtes Handeln und appelliert an die historische Verantwortung der ehemaligen Kolonialmacht. Text von Désiré Nzisabira Bisher zeichnet sich das Projekt vor allem durch Intransparenz aus Noch ist das geplante Wasserstoffprojekt in Namibia mit der Hoffnung verbunden, vielen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch das gelingt nur, wenn die neue Anlage zum Vorbild für Energiegerechtigkeit wird und auch die lokale Bevölkerung davon profitiert. Dafür müssen die Menschen, die dort leben, in Entscheidungen eingebunden werden. Das ist aktuell nicht der Fall. Bisher zeichnet sich das Projekt vor allem durch Intransparenz aus. Die Firma „Hyphen Hydrogen Energy“ hat den Projektauftrag ohne Ausschreibungsverfahren bekommen. Bis heute ist nicht öffentlich, welche Rolle Deutschland spielt. Der bisher einzige bekannte deutsche Akteur ist das Unternehmen „Enertrag“, einer der führenden Entwickler und Betreiber von Windparks in Deutschland. Bei Projekten ähnlicher Größenordnung ist Deutschland oft mit transparenten Institutionen wie der KfW-Bank beteiligt. Das wäre auch bei diesem Projekt wünschenswert. Bleibt es wie bisher, profitieren in Namibia vor allem ausländische Firmen, die den grünen Wasserstoff vollständig exportieren. Das ist sowohl ungerecht als auch aus ökologischer Perspektive fragwürdig. Auch wenn die Wasserstoffgewinnung vor Ort fast klimaneutral ist, liegt Namibia weit entfernt von den großen Industriestandorten in Europa, Asien und Amerika. Der Schiffstransport dorthin belastet die Umwelt schwer. 22 ZWEI2023 Bleibt es wie bisher, profitieren vom Wasserstoff in Namibia vor allem ausländische Firmen Aber es gibt einen Weg, ökologischer und gleichzeitig energiegerecht zu handeln: Die Beteiligten sollten grünen Wasserstoff nicht nur als Rohstoff und Exportprodukt sehen, sondern als Wegbereiter für neue Industriezweige vor Ort nutzen. Gebraucht wird Wasserstoff weltweit hauptsächlich in der Stahlindustrie. Die Stahlprodukte werden aktuell aus Industrieländern um die Welt geschifft. Würden sie hingegen direkt in Namibia produziert, also dort, wo künftig auch die Energie für die Herstellung herkommen soll, ließen sich große Energieressourcen für unnötige Wege und Fahrten von Energie und Produkten einsparen. Dazu kommt: Der Ausbau neuer Industrien würde Namibia langfristig Arbeitsplätze einbringen und die Entwicklung voranbringen. Dieser Doppeleffekt ließe sich auch für die Stromerzeugung nutzen. Denn für die geplante Wasserstoffanlage entstehen Solar- und Windparks, deren Strom die Wasserstoffanlage betreiben soll. Aktuell ist Namibia in der Stromerzeugung noch fast vollständig von Südafrika abhängig. Der Strom aus den geplanten Solar- und Windparks sollte deshalb zuerst ins lokale Stromnetz eingespeist und erst an zweiter Stelle für den Wasserstoff genutzt werden. Bei gerade einmal 2,5 Millionen Einwohnern ist die benötigte Menge überschaubar. Und zudem sollte das Wasser den Menschen vor Ort zur Verfügung stehen, bevor es zur Wasserstoffan-

Mit Menschen. Mit Ihnen. Wo Ungerechtigkeit, Gewalt oder Armut herrschen, stellt sich Misereor ohne Wenn und Aber an die Seite der Menschen. Gemeinsam mit unseren Partner*innen in Afrika, Asien und Lateinamerika und mit Menschen wie Ihnen engagieren wir uns für ein Leben in Würde. www.misereor.de/ mitmenschen

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