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frings. Das Misereor-Magazin 2/2023: Fair ist mehr.

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Fair ist mehr. Ein Heft über Energie und Gerechtigkeit. www.misereor.de/magazin

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UGANDA Die ugandische Umweltaktivistin Hamira Kobusingye kämpft gegen die Klimakrise. Das wird von der Regierung in Kampala ungern gesehen. In Bremen bekommt sie dafür den Solidaritätspreis. Text von Simone Schlindwein Fotos von Eduardo Soteras Jalil Als die junge ugandische Umweltaktivistin Hamira Kobusingye im Frühjahr 2023 eine E-Mail aus Deutschland bekommt, verschiebt sie die Nachricht erst einmal in ihren Spam-Ordner. Wer sollte auf die Idee kommen, ausgerechnet ihr den diesjährigen Solidaritätspreis der Hansestadt Bremen zum Thema „Klimagerechtigkeit“ zu verleihen? Netter Versuch, dachte sie, aber den Betrug durchschaue ich. Erst nach der dritten E-Mail mit dem Betreff: „Einladung zur Preisverleihung in Bremen“ und einem Telefonat mit der Bremer Senatskanzlei beginnt sie der Sache zu trauen, erzählt sie etwas verlegen. Bis heute weiß sie nicht, wer sie für diesen Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, vorgeschlagen hat. Und der Gedanke an die Preisverleihung im Herbst macht sie immer noch etwas nervös. „Ich weiß nicht, ob ich schreien oder weinen soll vor Freude“, sagt sie und setzt hinzu: „Ich freue mich, dass ich so vielen jungen Menschen in Uganda ein Vorbild sein kann.“ Aufgewachsen ist die heute 28-jährige Hamira Kobusingye in einem der zahlreichen Armenviertel der ugandischen Hauptstadt Kampala bei ihrer alleinerziehenden Mutter. Schon früh hat sie die Erfahrung gemacht, dass ihre Schulbildung unmittelbar mit dem Klima zusammenhing, denn ihre Großmutter bezahlte ihre Schulgebühren von den Einnahmen, die sie mit dem Verkauf ihres selbst angebauten Gemüses auf dem Markt erwirtschaftete. „Ich hatte wirklich Glück, dass das Wetter damals stabil war und meine Oma stets eine gute Ernte hatte“, erinnert sich Kobusingye an ihre Schulzeit. „Ich kannte viele Kinder, die die Schule abgebrochen haben, weil die Eltern sich die immer teurer werdenden Schulgebühren nicht mehr leisten konnten.“ Kobusingye schaffte es dank des Gemüseackers ihrer Großmutter bis zum Abschluss an der Sekundar- Hamiras Bildung schule. Danach war sie zunächst arbeitslos und fand nirgends einen Job. Also beschloss sie, sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen. Sie eröffnete einen Reinigungsservice, auch weil sie Arbeitsplätze für Frauen zu bezahlen schaffen wollte. Mittlerweile beschäftigt sie 35 junge Frauen, darunter viele alleinerziehende Mütter. Ihre Firma verwaltet Kobunsingye bis heute vom Küchentisch ihrer Mutter aus. Obwohl sie mittlerweile ein angemessenes Monatseinkommen hat, lebt sie nach wie vor mit ihrer Mutter im Armenviertel. hing auch davon ab, wie viel Gemüse ihre Großmutter auf dem Markt verkaufen konn- te, um ihr Schulgeld ZWEI2023 31

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